Der Berliner Immobilienmarkt bleibt im Jahr 2024 laut aktuellen Zahlen des Gutachterausschusses für Grundstückswerte sehr lebendig. Im zweiten Quartal des Jahres wurden deutliche Veränderungen in verschiedenen Marktsegmenten sichtbar. Besonders bei Baugrundstücken, Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern gab es nennenswerte Zuwächse, während sich der Markt für Mietwohnhäuser differenziert entwickelte.
Baugrundstücke: Starker Anstieg der Verkäufe trotz leicht sinkender Preise
Im Segment der Baugrundstücke für Ein- und Zweifamilienhäuser stieg die Zahl der verkauften Grundstücke im zweiten Quartal 2024 um beeindruckende 71 % im Vergleich zum Vorquartal. Der Umsatz in diesem Bereich legte um 43 % zu. Trotz des starken Verkaufsanstiegs ging das mittlere Preisniveau leicht um 3 % zurück. Dies deutet darauf hin, dass die Nachfrage nach Grundstücken weiterhin hoch ist, die Preisgestaltung jedoch aufgrund der Marktsituation leicht nachgegeben hat.
Geschosswohnungsbau: Rückgang bei Verkäufen und Umsätzen
Der Markt für Geschosswohnungsbau verzeichnete im zweiten Quartal einen deutlichen Rückgang. Die Anzahl der verkauften Grundstücke sank um 32 %, was auch zu einem Rückgang des Umsatzes um 27 % führte.
Ein- und Zweifamilienhäuser: Stabilität mit steigenden Umsätzen
Im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser war eine positive Entwicklung zu beobachten. Die Verkaufszahlen stiegen um 16 %, während der Umsatz um 19 % zulegte. Anders als bei den Baugrundstücken blieb das durchschnittliche Preisniveau stabil, was zeigt, dass Investoren weiterhin bereit sind, auf einem konstanten Preisniveau zu kaufen. Dies stärkt das Vertrauen in den Berliner Immobilienmarkt.
Eigentumswohnungen: Hohe Nachfrage nach Neubauten
Der Markt für Eigentumswohnungen wuchs besonders stark. Die Zahl der verkauften Wohnungen stieg um 22 %, wobei Neubauten mit einem Anstieg von 35 % besonders gefragt waren. Auch der Umsatz stieg deutlich – bei Bestandswohnungen um 22 %, bei Neubauten sogar um 42 %. Die Preise blieben dabei relativ stabil, mit leichten Anstiegen von 2 % für Bestandswohnungen und 1 % für Neubauten.
Mietwohnhäuser: Geringer Verkaufsanstieg bei sinkendem Umsatz
Der Verkauf von Mietwohnhäusern stieg leicht um 5 %, während der Umsatz um 29 % zurückging. Diese gegenläufige Entwicklung deutet darauf hin, dass zwar weiterhin Interesse an Mietobjekten besteht, die finanziellen Transaktionen jedoch einen geringeren Umfang haben. Möglicherweise liegt dies an gesunkenen Preiserwartungen der Käufer oder einer veränderten Struktur der verkauften Objekte.
Angebots- und Kaufpreise: Verhandlungsspielraum bleibt bestehen
Die Differenz zwischen Angebots- und Kaufpreisen ist in Berlin mit -7,2 % nach wie vor groß. Im bundesweiten Vergleich beträgt diese Abweichung im Durchschnitt -8,3 %, wobei besonders Hamburg (-11,4 %), München (-8,7 %) und Frankfurt (-7,9 %) größere Differenzen aufweisen. Für Käufer bedeutet dies, dass weiterhin Verhandlungsspielraum vorhanden ist. Makler müssen ihre Vermittlungskompetenz zunehmend nutzen, um Käufer und Verkäufer zusammenzuführen.
Baufinanzierungen: Höchster Stand seit 2022
Im Juli 2024 erreichte das Volumen privater Baufinanzierungen in Deutschland mit 19,5 Milliarden Euro den höchsten Stand seit Juli 2022. Dies entspricht einem Anstieg von rund 20 % gegenüber dem Vormonat und etwa 26 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Diese Entwicklung wird von stabilen Bauzinsen, steigenden Mieten und einer wachsenden Nachfrage nach Immobilien beflügelt. Insbesondere in einer Stadt wie Berlin, wo die Nachfrage hoch und die Neubautätigkeit begrenzt ist, bietet dieser Trend der Immobilienbranche wichtige Impulse.
Fazit: Ein dynamischer und segmentierter Markt
Die Zahlen des zweiten Quartals 2024 zeigen, dass der Berliner Immobilienmarkt stabil bleibt, sich jedoch stark segmentiert entwickelt. Während in einigen Bereichen wie Baugrundstücken ein Preisrückgang zu verzeichnen ist, gibt es in anderen Segmenten, insbesondere bei Neubauten, eine steigende Nachfrage. Käufer haben weiterhin Verhandlungsspielraum, insbesondere bei den Differenzen zwischen Angebots- und Kaufpreisen. Für Makler und Investoren ist es daher essenziell, die Trends in den verschiedenen Marktsegmenten genau zu beobachten, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
Vergleich der größten Städte: Kaufpreise weitgehend stabil
Die Kaufpreise in den sieben größten Städten Deutschlands (BIG 7) zeigen eine weitgehend stabile Entwicklung mit minimalen Schwankungen in den letzten Monaten. Im Jahresvergleich sind jedoch leichte Rückgänge, insbesondere in Hamburg und Berlin, erkennbar. Die begleitende Grafik verdeutlicht die prozentualen Preisänderungen bei Einfamilienhäusern von Juli bis August 2024 im Vergleich zu den Vorjahren.
Quellen: Gutacherausschuss für Grundstückswerte in Berlin; Sprengnetter